«Stillstand bedeutet Rückschritt»
10 Fragen – 10 Antworten an Sarah Bösch
Warum kandidierst Du für das Gemeindepräsidium von Balgach?
Ich habe mich immer dafür interessiert, Verantwortung zu übernehmen – nicht nur als Unternehmerin, sondern auch politisch. Ein Gemeindepräsidium eröffnet die Möglichkeit, für ein ganzes Gemeinwesen die Verantwortung zu übernehmen und das interessiert mich. Als dann einige Privatpersonen aus Balgach an mich herantraten und sagten, das wäre doch etwas für mich, habe ich mir alles angeschaut und festgestellt: Ja, das ist eine sehr interessante Aufgabe!
Du wolltest bereits Regierungsrätin werden, was aber nicht geklappt hat. Ist das Gemeindepräsidium von Balgach jetzt quasi der «Trostpreis»?
Überhaupt nicht. Balgach ist einfach eine sehr interessante Gemeinde, und ich bin überzeugt, dass ich mit meiner politischen Erfahrung und den Kontakten, die mir der Regierungsratswahlkampf eingebracht hat, viel für Balgach bewegen kann. Darüber hinaus bin ich zutiefst überzeugt, dass es unserem Gemeinwesen gut tut, wenn es von Menschen geführt wird, die nicht nur die Verwaltungs- oder Arbeitnehmerseite kennen, sondern auch Führungserfahrung als Unternehmerinnen und Unternehmer haben. In der Kantonsregierung sitzt aktuell beispielsweise kein einziger Unternehmer – die Sorgen und Nöte eines KMU versteht dort niemand.
Warum sollen Dich die Balgerinnen und Balger wählen?
Im Gegensatz zu allen anderen Kandidaten habe ich Erfahrung als Unternehmerin, mit allem, was dazu gehört. Ich kenne also auch die Seite der Wirtschaft und wie wichtig gute Standortbedingungen sind, um für Unternehmen attraktiv zu sein. Ich werde mich für eine kunden-, sprich: bürgernahe Verwaltung einsetzen. Auch wenn eine Gemeinde natürlich kein Privatunternehmen ist, sollte sie sich als Dienstleisterin für ihre Bürgerinnen und Bürger verstehen.
Du wohnst aktuell in Gais und nicht in Balgach – kennst Du Dich denn mit den Balger Dossiers ausreichend aus?
Ich habe mir in den letzten Wochen viele der Balger Themen angeschaut und bereits mit einigen Leuten gesprochen. Natürlich muss ich mich noch tiefer in die einzelnen Dossiers einarbeiten. Ich sehe das aber als Chance: Ich kann unvoreingenommen und offen an die Themen herangehen und auch eine neue positive Sichtweise einbringen. Und ich bin eine Macherin. Es bringt ja nichts, jemanden als Gemeindepräsidenten zu wählen, der zwar seit Jahren in die Dossier vertieft ist – ich spreche etwa vom Hochwasserschutz oder der Werkhofzentralisierung – aber nichts umgesetzt hat. Als Unternehmerin bin ich es mir gewohnt, nicht ewig zu planen, sondern umzusetzen.
Wichtig ist aber auch: Der Erfolg einer Gemeinde und die Zufriedenheit ihrer Bürger hängen nicht in erster Linie von ein paar Bauprojekten ab, sondern auch von unzähligen anderen Faktoren wie Bildung, Gesundheit, Freizeitaktivitäten, Wohlstand und Lebensqualität.
Eines der Themen in Balgach ist der Steuerfuss. Wirst Du Dich dafür einsetzen, dass er so tief bleibt?
Zunächst ist ein tiefer Steuerfuss natürlich attraktiv für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch für Arbeitgeber und Unternehmer. Darauf sollten wir aufbauen. Andererseits habe ich in meinen Gesprächen in Balgach oft gehört: «Wir brauchen Entwicklung, Balgach steht seit Jahren still.» Doch Entwicklung ist nicht kostenlos zu haben. Wir müssen daher die bestehenden Projekte sowie mögliche neue Ideen mit einem Preisschild versehen und die steuerlichen Auswirkungen berechnen. Anschliessend ist es Sache der Balgerinnen und Balger zu entscheiden, was wir angehen und was nicht, und in welchem Zeitraum wir das umsetzen wollen.
Welche Vision hast Du für Balgach?
Ich komme nicht mit einem fixfertigen Entwicklungsprojekt für die Gemeinde. Das wäre anmassend und unangebracht. Hier unterscheidet sich auch die Führung eines Unternehmens von der einer Gemeinde: In einem Unternehmen gibt die Führung die Vision vor, in einer Gemeinde sollte dies ein demokratischer Prozess sein, bei dem die verschiedenen Interessen berücksichtigt und ein grösstmöglicher gemeinsamer Nenner gefunden wird. Meine Vision besteht also eher in einem Prozess, den man mit „Gemeinsam für Balgach“ umschreiben könnte.
Du bist Unternehmerin, würdest Du denn das Gemeindepräsidium quasi «im Nebenamt» erfüllen?
Nein, das Gemeindepräsidium ist ein Vollamt und das ist auch gut so. Wenn mir die Balgerinnen und Balger das Vertrauen aussprechen, werde ich aus der Führung der „Hotelkrippe“ ausscheiden und mich voll auf das Gemeindepräsidium konzentrieren.
Du wohnst aktuell in Gais – als Gemeindepräsidentin müsstest Du nach Balgach umziehen?!
Ja, und darauf freue ich mich, auch wenn ich bisher noch keine Zeit hatte, mich konkret darum zu kümmern. Der Wahlkampf hat derzeit einfach Priorität. Ich finde es jedoch sehr berechtigt, dass die Erwartung besteht, dass die Gemeindepräsidentin auch in der Gemeinde wohnt und das Gemeindeleben ausserhalb der Arbeitszeit mitbekommt – das ist für mich eine Selbstverständlichkeit.
Wie erlebst Du den Wahlkampf?
Nicht weniger intensiv als bei den Regierungsratswahlen, einfach anders. Ich versuche, viel Zeit in Balgach zu verbringen, um mit vielen Balgerinnen und Balgern in Kontakt zu kommen und „den Puls zu fühlen“. Ich merke, dass ich sehr offen empfangen werde und die Menschen interessiert sind, wenn man Interesse an ihren Anliegen zeigt. So haben sich schon viele gute Gespräche ergeben – manchmal durchaus auch bis spät in die Nacht (lacht). Das passt mir gut, denn ich bin eine kommunikative Person und bespreche Dinge gerne direkt mit den Menschen.